Quarteeras Tätigkeit
Wir bauen eine Gemeinschaft auf, entwickeln die Zivilgesellschaft, unterstützen die Kunst, engagieren uns im Bereich der politischen Bildung.
Wir bauen eine Gemeinschaft auf, entwickeln die Zivilgesellschaft, unterstützen die Kunst, engagieren uns im Bereich der politischen Bildung.
Quarteera hat vier Haupttätigkeitsbereiche.
Wir bieten ein Begegnungs- und Austauschzentrum für russischsprachige und deutsche LGBTQ*-Menschen, sowie LGBTQ*-Menschen mit unterschiedlicher Migrationsbiografie. Wir schaffen ein eigenes Community-Zentrum, in dem wir verschiedene Beratungsdienste anbieten (psychologisch, medizinisch und rechtlich). Wir veranstalten zahlreiche Veranstaltungen und Treffen für die gemeinschaft und Gleichgesinnte.
Der zweite Arbeitsbereich betrifft die Berichterstattung über die Situation queerer Menschen in den Ländern des postöstlichen Raums, sowie internationale Projekte zur Entwicklung der Zivilgesellschaft in den Ländern der östlichen Partnerschaft und Russland. Solche Projekte werden seit 2016 vom Auswärtigen Amt unterstützt.
Ein weiteres Arbeitsgebiet ist die Kunst russischsprachiger queerer Menschen.
Ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit ist die politische Bildung zu den Themen sexuelle und geschlechtliche Vielfalt, insbesondere für die russischsprachige Gesellschaft in Deutschland.
In den ersten Jahren nach der Gründung begann Quarteera seine Aufklärungsarbeit mit Bildungsseminaren, die im Rahmen der Veranstaltungen von Partnerorganisationen stattfanden. So führte Quarteera vom 18. bis zum 28. Dezember 2011 vier dreistündige Workshops zum Thema “Anders sein. Gender und Sexualität” durch, mit der Absicht das Ausmaß der Homophobie zu verringern. Die Seminarreihe fand im Rahmen der Bahratal Youth Academy statt, die jährlich vom Deutschen Verband Russischsprachiger Jugend JunOst e.V. veranstaltet wird. Zielgruppe der Seminare waren russischsprachige Jugendliche ab 18 Jahren. In den Seminaren wurden folgende Ansätze angewandt: theoretische Informationen, Begriffserklärung, Gruppenarbeit, Storytelling. Die Meisterkurse wurden von einem Psychologen der St. Petersburger LGBTQ*-Organisation “Coming Out"und Aktivist*innen von Quarteera durchgeführt.
In den Jahren 2011-2012 wurden insgesamt 11 Bildungsveranstaltungen im Namen und im Auftrag anderer Organisationen durchgeführt. Zu den wichtigsten Themen gehörten: Menschenrechte, die Situation russischsprachiger LGBTQ*-Personen in Deutschland, eine vergleichende Analyse der Situation von LGBTQ*-Personen in den Staaten der ehemaligen UdSSR und in Deutschland, kulturelle und historische Aspekte gesellschaftlicher Vorurteile gegenüber LGBTQ*-Personen in den Staaten der ehemaligen UdSSR.
In den Jahren 2013-2015 wurden vier Bildungsveranstaltungen im Rahmen von Seminaren anderer Organisationen durchgeführt.
2016–2018 folgten weitere 10 Bildungsveranstaltungen. Die Themen waren die folgenden: die Situation von LGBTQ*-Menschen in Russland und anderen Ländern der ehemaligen UdSSR sowie in Deutschland; LGBTQ*-Bewegung im modernen Russland; die Situation von LGBTQ*-Menschen aus dem postsowjetischen Raum, die einen Geflüchtetenstatus beantragt haben; die Situation von LGBTQ*-Personen in Tschetschenien. Gemeinsam mit dem Bundesverband russischsprachiger Eltern BVRE beteiligte sich e.V. Quarteera an Diskussionen zur Sexualaufklärung in Schulen und führte eine erfolgreiche Debatte (September 2018, Dresden).
Weitere Beispiele politischer Aufklärungs- und Bildungsarbeit sind die folgende: ein Vortrag über die russischsprachige LGBTQ*-Gemeinschaft und Quarteera e.V. für Leser*innen der taz (Oktober 2016), eine Vorlesung an der Ruhr-Universität Bochum “Homosexualität in Russland” (November 2016), ein Vortrag zur Situation in Tschetschenien für die Linkspartei in Berlin (Mai 2017), Vortrag zur Situation von LGBTQ*-Personen in Russland an der Universität Oldenburg (Mai 2017), Vorträge zu den Themen “Diskriminierung: Bedingungen, Auftreten und Ursachen"und “Sexuelle und geschlechtliche Identität"für ein Jugendaustauschprojekt aus Russland (Juli 2017), Vortrag für den Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) des Landes Sachsen-Anhalt in Magdeburg zum Thema Asyl (Oktober 2017), Vortrag “Sexuelle Identität” für russisch-ukrainisch-deutsche Chorsänger*innen bei Hamburg (April 2018).
Quarteera hat sich selbst 2019 das Ziel gesetzt, durch Professionalisierung in der politischen Bildung und gezielter politischer Aufklärungsarbeit das Niveau von Homophobie, Inter- und Transfeindlichkeit im russischsprachigen Teil der deutschen Bevölkerung zu senken. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde ein Kooperationsprojekt zwischen der Akademie Waldschlösschen und Quarteera e.V. entwickelt. Das Projekt wurde von der Bundeszentrale für politische Bildung als Modellprojekt für den Zeitraum September 2019 bis Juni 2022 anerkannt.
2020 organisierte Quarteera den ersten russischsprachigen Pride, der im Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf stattfand, wo ca. 30.000 russischsprachige Einwohner*innen leben. 2022 hat der Marzan Pride zum dritten Mal als PostOst Pride stattgefunden.
Der diesjährige Marzahn Pride entfernt sich vom extern vergebenen und einengenden Begriff “post-sowjetisch"und verwendet stattdessen die Selbstbezeichnung PostOst, weil die post-östliche Gemeinschaft an keine Landesgrenzen gebunden ist und gleichzeitig eine gemeinsame Erfahrung von Migration, (De-)Integration und Antislawismus teilt.
Am 24. Februar 2022 hat Putin einen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen und seitdem hat sich das Leben von Millionen Menschen verändert. Wir sind einer von ihnen. Da wir eine der wenigen großen russischsprachigen LGBTQ*-Organisationen in Deutschland sind, haben wir erkannt, dass wir die notwendigen Ressourcen haben, um LGBTQ*-Menschen aus der Ukraine zu helfen. Darauf haben sich seit den ersten Kriegstagen alle unsere Bemühungen konzentriert. In sehr kurzer Zeit haben wir ein effektives System erstellt, das ausschließlich auf freiwilligen Ressourcen basiert. Wir helfen Menschen bei der Anreise nach Berlin, der Wohnungssuche, der Versorgung mit den notwendigen Dingen des täglichen Lebens, der Lebensmittelbeschaffung sowie rechtlicher und psychologischer Beratung.
Insgesamt haben wir seit Kriegsbeginn fast 300 Menschen und 27 Haustieren geholfen, die aus der Ukraine nach Deutschland kamen.