Quarteera e.V. (12.10.2012) Den gestrigen Pogrom in einem Club in Moskaus Zentrum kommentiert Igumen Sergij (Rybko), orthodoxer Pfarrer der Gemeinde „Heilig Geist“ auf dem Lasarewskom Friedhof in Moskau: „Ich verstehe die Bestürzung der russischen Menschen. Die Heilige Schrift schreibt vor, all diese Leute mit nichttraditioneller Orientierung zu steinigen. Solange diese Unmenschen nicht vom russischen Boden verschwinden teile ich die Ansichten derer, die versuchen, unsere Heimat von ihnen zu reinigen. Wenn der Staat dazu nicht in der Lage ist, wird es das Volk selbst tun. Der orthodoxe Glaube, die Kultur und Zivilisation sind unvereinbar mit dieser Widerlichkeit. Entweder werden wir ein toleranter westlicher Staat, wo alles erlaubt ist, und verlieren unser christliches und moralisches Fundament, oder wir werden das christliche Volk, welches in „unserem von Gott geschützten Land in Wohlstand und Reinheit“ lebt. Zu meinem Bedauern darf ich als Priester bei solchen Aktionen nicht teilnehmen."
In der Zwischenzeit wurden weitere Details des Pogroms auf eine Party anlässlich des „Internationalen Coming Out Tages“ in Moskau bekannt. Bei dem Übergriff auf den Club „7FreeDays“ fielen am 11. Oktober ca. 20 maskierte Gewalttäter über die Besucher her, vier Personen wurden schwer verletzt, drei von ihnen wurden im Krankenhaus behandelt. Nach Angaben der Moskauer Polizei ereignete sich der Übergriff um 21:30 Moskauer Zeit. Es gibt nach wie vor keine Verhaftungen von Beteiligten. Die Angreifer bedrohten die Einlasser mit Waffen, schrien dann „Hier wurde eine Show bestellt?“ und begannen, auf alles einzuschlagen – Möbel, Tresen, Geschirr. „Viele Besucher trugen leichte Verletzungen davon, viele wurden Glasflaschen blutig geschlagen“, berichtet einer der Organisatoren der Feier, Andrej Obolenskij. Drei Personen wurden schwer verletzt, eine Person ist durch Glassplitter im Auge verletzt. Die Angreifer waren nach Aussage der Polizei dunkel gekleidet, einige hatten kurz geschorene Haare. Der LGBT-Aktivist und Augenzeuge
Sergej Ilupin berichtet via Twitter: „Es gab ein Konzert zum Coming Out Tag. Im
Saal – zum großen Teil Frauen. Die Angreifer drohten mit Pistolen und
blockierten den Eingang.“ Ilupin berichtet von ca. 70 Besuchern an dem Abend,
vier von ihnen haben schwere Kopfverletzungen erhalten, zwei seien im
Krankenhaus mit zerschlagenen Gesichtern. „Zwanzig Gewalttäter in Masken haben
auf Frauen eingetreten. Meine Freundin hat mehrere Hämatome, ein anderes
Mädchen hat Scherben ihrer Brille im Auge.“ „Ich weiß nicht, wie stark man
alles Menschliche aus sich ausbrennen muss, um so zu handeln. Die sind ja
sicher auch noch stolz auf sich. Die Polizei hat mehr als eine Stunde bis zum
Club gebraucht.“
„Am Anfang dachten wir, dass das Teil der Show sei, nicht besonders toll, aber dann zeigte sich, dass es ernst war“, erzählt eine Augenzeugin. Der Übergriff dauerte nicht mehr als 5 Minuten. Um 21:30 wurde die Polizei gerufen – „Eigentlich ist das Gebäude des FSB direkt nebenan, eine Polizeiwache nicht weit, aber es dauerte 20 Minuten, bis sie hier waren.“ Augenzeugen berichten, dass eine Kamera im Hof des Hauses einige Gesichter aufgenommen hatte, als die Angreifer die Masken noch nicht übergezogen hatten. Nach ihrer Meinung handelt es sich um eine geplante Aktion. „Jede Minute war durchgeplant. Sie haben genau gewusst, wie lange die Polizei braucht, sobald die Meldung bekommen.“ Journalisten berichten, dass viele Gäste des Clubs und auch Verletzte bereits vor dem Eintreffen der Polizei den Ort in Panik verließen. Drohungen über Angriffe bekommen alle
Organisatoren von LGBT-Veranstaltungen regelmäßig. „Mit der Zeit nimmt man das
nicht mehr wahr, es gibt viele kranke Leute und Menschen mit Kontakten zur
faschistischen Szene, aber sie haben es noch nie gewagt, wirklich anzugreifen. Früher
blieb es immer bei Drohungen", so einer der Organisatoren. Orthodoxe Aktivisten des „Volkskonzils“ haben unterdessen erklärt, nichts mit dem Vorfall zu tun zu haben. Es gibt bisher keine Verdächtigen, die Verantwortung für den Überfall hat niemand auf sich genommen. Der Co-Vorsitzende des „Volkskonzils“ Oleg Kassin erklärte, dass Überfälle und Pogrome nicht zu ihren Methoden des Kampfes gegen die Propaganda von Homosexualität gehören würden. „Man muss mit Gesetzen Lösungen suchen und im Rahmen des Gesetzes handeln. Wir schlagen Gesetze vor und werden in nächster Zeit im Zentrum Moskaus Mahnwachen durchführen zur Verabschiedung eines Gesetzes über das Verbot von Propaganda von Homosexualität und Pädophilie. Das sind schwere Sünden, das Fehlen jeder Moral. Unser Weg ist das Gesetz. Zweifelsohne waren das nicht unsere Aktivisten, wir beschäftigen uns nicht mit solchen Sachen“, unterstrich er. Quellen: http://www.newsru.com/russia/12oct2012/pogrom.html
http://lesbiru.com/2012/10/7freedays/ Übersetzung: Quarteera e.V. |
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